Obermann treibt die Lohnsenkungswelle voran

Die Telekom will 50.000 Mitarbeiter auslagern

Ein Kommentar von Paul Müller

rene_obermann_dt_cmyk.jpgVor allem eines war die angekündigte Lohnsenkungsorgie bei der Deutschen Telekom nicht: unerwartet. Seit geraumer Zeit jammert der zu beachtlichen Teil in die Hände des Heuschreckeninvestors Blackstone übergegangene Ex-öffentliche Konzern über zu hohe Kosten und singt das hohe Lied der Marktnotwendigkeiten. Nun nimmt er den logischen nächsten Schritt in Angriff.
So sollen rund 50.000 Mitarbeiter durch interne Umschichtungen in den Genuß einer Lohnsenkung kommen. Immerhin geht es ihnen dabei besser als den Zehntausenden, die der Konzern in den kommenden Jahren abbauen – sprich: ausscheiden – will. Daß sich die Betroffenen dieses Privilegs, der Firma weiter dienlich sein zu dürfen, bewußt sind, dafür sorgt eine seit Jahren anhaltende Kampange, in der Aktienkurse zu gesellschaftlichen Kennziffern und neoliberale Glaubenssätze zu Naturgesetzen stilisiert werden.

Dabei kann man der Telekom-Chefetage und ihrem Vorsteher Obermann keinen Vorwurf machen. Wenngleich auch noch anderes in manchen Köpfen geistert, ist die Telekom formal und von ihrem Selbstverständnis mehr kein Staatsunternehmen. Der Konzern ist seinen Eigentümern und deren Interessen verpflichtet und dies sind weder die Öffentlichkeit noch die Kundschaft, sondern die anteilshaltenden Spekulanten mit ihren Renditeerwartungen. Aus deren Sicht ist ein Gewinnrückgang auf 3,2 Milliarden eine materiell spürbare und damit ausgewachsene Katastrophe.

Damit wird die Telekom ein weiteres Mal zum Synonym. Vor gut zehn Jahren war ihre Privatisierung eine der durchtriebensten finanziellen Umverteilungsaktionen der neueren Wirtschaftsgeschichte. Ein im öffentlichen Besitz befindliches Unternehmen wurde als sog. Volksaktie an die Öffentlichkeit, also seinen eigentlichen Eigentümer, verkauft, diesem damit ungeniert in die Sparstrümpfe gegriffen und nebenher noch den Börsenhype als fundamentale Voraussetzung der neoliberalen Ideologie ausgelöst. Die Börsenblase ist längst geplatzt, ihre Argumentationschimären sind geblieben.

Nach der Übergabewelle an den Spekulationsmarkt erfolgt nun allumfassend die nächste Stufe: Senkung des Lebenstandards zur Profitsteigerung, wobei endgültig abgebaut wird, was man sich zu Zeiten der Systemkonkurrenz leisten mußte. Dazu dient das Gequatsche von wirtschaftlicher Notlage trotz Profiten, angeblich leeren Haushaltskassen und sog. Modernisierung. Die Telekom macht es dieses mal nicht vor, sie setzt es jedoch in selten zu beobachtender Quantität durch. Mehrwertsteuer, Euro-Preisantrieb und Billigjobs nebst Hartz IV spielen seit langem die Begleitmusik.

Und was machen die veröffentlichte Meinung und die bürgerliche Politik? Sie diskutieren aufgescheucht über Rauchverbote im Eingangsbereich städtischer Tiefgaragen oder bejammern den schlechten Service der Telekom-Angebote – der tatsächlich miserabel ist, was jedoch für die Lohnsenkungsorgie nicht von Belang ist. Die Spekulanten wird dies freuen.

Quelle 

Kommentar hinterlassen:

Du must angemeldet sein um einen Kommentar zu schreiben.