Halliburtons Flucht nach Dubai

Die Börsenkolumne aus New York von Lars Halter
halliburton.jpgMit der katastrophalen Pleite des einstigen Energieriesen Enron hat Houston, Texas, vor sechs Jahren seinen größten Arbeitgeber verloren. Jetzt zieht die Nummer Zwei ab: Halliburton, einer der größten Dienstleister für die Öl- und Kriegsbranche, verlegt seinen Sitz nach Dubai. Für einige Manager wird es höchste Zeit.
Die jüngste Geschichte von Halliburton ist erstaunlich von vorne bis hinten. Das Unternehmen, das von 1995 bis 1999 vom heutigen amerikanischen Vize-Präsidenten Dick Cheney geführt wurde, hat in den letzten Jahren massiv von seiner Nähe zur Politik in Washington profitiert - und konnte ungestört walten. Es dauerte nicht lange, bis man seine Ausnahmeposition schonungslos ausnutzte und missbrauchte.

Das begann mit dem Einzug der amerikanischen Truppen im Irak. Von Anfang an war Halliburton mit dabei - das Unternehmen war für die Infrastruktur vor Ort verantwortlich, versorgte die Soldaten mit Unterkünften, Essen und Trinken, unterhielt Waschküchen und stellte schusssichere Westen und ähnliche Rüstung zur Verfügung. Dafür wurde Halliburton vom Steuerzahler entlohnt, den man nach allen Regeln der Kunst schröpfte.

Während das Unternehmen den Soldaten nämlich verdorbenes Essen servierte und verunreinigtes Flusswasser aus dem Euphrat anbot, stellte man Washington Fantasie-Rechnungen. Pro Cola-Dose wurden 45 Dollar abgerechnet, pro Wäsche-Sack 100 Dollar. Und mehrfach wurde berichtet, wie Halliburton-Mitarbeiter alte Trucks nach einer Panne am Straßenrand einfach stehen ließen und das Unternehme auf Staatskosten einen neuen anschaffte.

Ähnlich verhielt es sich mi Personalkosten: Hunderte von Arbeitern hatte Halliburton im Irak stationiert, für die es nichts zu tun gab. Sie saßen folglich untätig herum, mussten auf Anweisung aus dem Management aber zwölf Arbeitsstunden täglich abrechnen, für sieben Tage in der Woche.

Eine unabhängige Untersuchung ergab vor zwei Jahren, dass Halliburton mehr als 2,7 Milliarden Dollar in Washington direkt ergaunerte - das entspricht mehr als 10 Prozent des gesamten Auftragswertes von etwa 25 Milliarden Dollar, den Halliburton im Irak hatte. Möglich war das dank der Rückendeckung von Bush, Cheney und Co. Tom Davis, der republikanische Senator aus Virginia und Vorsitzender im Kommittee für Regierungsreformen in Washington, hatte offizielle Anfragen der Demokraten stets abgewiesen.

Die Geschäfte im Irak sind nicht der einzige Grund, warum Halliburton immer wieder in die Schusslinie gerät. Seit Jahren unterhält der Konzern beste Beziehungen in den Iran, mit dem amerikanische Firmen offiziell keine Geschäfte tätigen dürfen. Dass Halliburton ebendies über eine Tochtergesellschaft auf den Cayman Islands tat, machte die regelmäßigen Millionen-Deals legal - wenn auch nicht legitim.

Mit dem Regierungswechsel in Washington wären die nächsten Jahre ungemütlich geworden für Halliburton. Zahlreiche demokratische Politiker haben sich Untersuchungen gegen den Konzern auf die Fahnen geschrieben - dem entgeht man nun durch einen Schritt, der sich nur als Flucht klassifizieren lässt. Flucht vor der Verantwortung und den Folgen. Denn dass illegale Machenschaften auch Top-Manager ins Gefängnis bringen, das hat man beim Nachbarn Enron gesehen.

Quelle 

Kommentar hinterlassen:

Du must angemeldet sein um einen Kommentar zu schreiben.