Krieg dem Irak-Krieg
Von Rainer Rupp
Aufgrund jüngster Befehle des Pentagon ist die Zahl der zusätzlich in den Irak geschickten US-Soldaten auf 30000 gestiegen. Eine Antwort darauf gaben am Samstag in Washington mehrere zehntausend Menschen mit einem Marsch zum US-Kriegsministerium. Sie trugen Plakate und Parolen wie »USA raus aus Irak– sofort« oder »Hände weg von Iran«. Der Marsch sollte an den Beginn des US-Angriffskrieges gegen Irak am 20. März 2003 erinnern, der nach Berechnungen unabhängiger Experten bereits über 650000 Iraker und 3200 US-amerikanischen Besatzern das Leben gekostet hat. Die Demonstration führte entlang der gleichen Strecke, wo vor 40 Jahren der erste Protestzug dieser Art stattgefunden hatte, damals gegen den Vietnam-Krieg. Mehrere Hundert Kriegsbefürworter hatten sich in der Nähe des Pentagon mit Plakaten wie »Zur Hölle mit Euch Verrätern« und »Unterstützt Präsident Bush« zu einer Gegendemonstration zusammengefunden.
Die Polizei machte keine Angaben zur Zahl der Demonstranten in Wa shington. Schätzungen von Journalisten zufolge gab es 50000 Teilnehmer. Die großen US-Medien wie die New York Times versuchten, den Protest herunterzuspielen und berichteten nur von »Tausenden«. In Wirklichkeit deutet die Beteiligung einer aus mehreren tausend Demonstranten bestehenden Koalition christlicher Gruppen wie »Sojourners/Call to Renewal« am Marsch auf das Pentagon auf eine Verbreiterung der Protestbasis in der US-amerikanischen Gesellschaft hin. Viele Christen waren bereits in der Nacht zum Samstag von der Polizei festgenommen worden, nachdem sie vor dem Weißen Haus protestiert und gebetet hatten. In Handschellen wurden die Festgenommenen, darunter auch Priester, von der Polizei in Reisebussen weggekarrt.
Vor dem Pentagon setzten die »Veterans Against the War«, ehemalige US-Soldaten mit Irak-Erfahrungen, einen in eine US-Flagge gehüllten Sarg ab, auf dem nebst Stiefeln und Erkennungsmarke ein Foto von Alexander Arrendondo lag, einem im Irak gefallenen Marineinfanteristen. Prominente Antikriegsaktivisten sprachen zu den Demonstranten, unter ihnen auch Cindy Sheehan, deren Sohn im Irak gefallen ist. Sie forderte, Präsident George W. Bush wegen Kriegsverbrechen den Prozeß zu machen. Andere sprachen sich für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Bush aus.
Überall in den USA, von New York über Hollywood bis San Francisco, haben am Wochenende Großkundgebungen und Demonstrationen gegen den Krieg stattgefunden. Am heutigen Montag geht es in Washington und anderen US-Städten mit Mahnwachen weiter.
Auch in Europa demonstrierten am Wochenende Hunderttausende gegen den US-Krieg in Irak, von Kopenhagen bis Athen und von Prag bis Istanbul. Allein in Madrid gingen nach Angaben der Veranstalter 400000 Menschen auf die Straße. Die Demonstranten warfen Bush, dem britischen Premierminister Anthony Blair und dem früheren spanischen Regierungschef José MarÃa Aznar Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.
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