eLearning in Afrika – Realität und Hoffnungen
Der afrikanische Kontinent zeigt sich den neuen Medien gegenüber aufgeschlossen. Auf der eLearning-Konferenz in Nairobi diskutieren im Mai afrikanische und internationale Teilnehmer über medienbasierte Lernmethoden. Johanna Limberg über die Chancen dieser Konferenz.
eLearning Africa 2007. Building Infrastructures and Capacities to Reach out to the Whole of Africa: Unter diesem Untertitel findet vom 28. bis 30. Mai in Nairobi, Kenia, die 2nd International Conference on ICT for Development, Education and Training statt. Die erste Konferenz zu diesem Thema in Addis Abeba, Äthiopien, im vorigen Jahr war auf große Resonanz und positive Bewertungen seitens der Initiatoren und Teilnehmer gestoßen.
Vielen erscheint es nach wie vor paradox, dass gerade afrikanische Staaten technologische Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten in gesamtgesellschaftlich relevanter Form umsetzen wollen und im Rahmen einer internationalen Konferenz thematisieren. Denn ihnen fehlt es an anhaltendem Wachstum und politischer Stabilität, sie befinden sich in einem Stadium relativ niedriger wirtschaftlicher, sozialer und politischer Entwicklung. Doch die häufig auftretende Annahme, Afrika habe im Allgemeinen andere Probleme und verharre in einer demokratischen Entwicklungen und so genannten High-Technologies, einschließlich der IUK-Medien, weithin verschlossenen Situation, greift zu kurz, ist ausschnitthaft und schon lange nicht mehr zutreffend.
Bedarf und Realität in Afrika
Der Untertitel der Konferenz fasst Realität und Bedarf kurz und bündig zusammen: Es geht um den Bedarf an Bildungsmaßnahmen, um Bildung als einen der grundlegenden Faktoren der Entwicklung und Demokratisierung Afrikas - und zwar um Bildung unter Zuhilfenahme von Informations-, Kommunikations- und Recherchetools des Internets und anderer IUK-Medien. Hierzu müssen entsprechende technische Infrastrukturen auf- und ausgebaut werden, ebenso wie personelle Kapazitäten und Netzwerke, die bewerkstelligen, dass eLearning in ganz Afrika verbreitet werden kann – und nicht begrenzt ist auf städtische Gebiete, auf Pilotprojekte wie Telezentren und auf einige Schulen sowie Universitäten in einzelnen ländlichen Umgebungen.
So stellt beispielsweise die Initiative TESSA (Teacher Education in Sub-Saharan Africa) Bildungsprogramme und -unterlagen für Lehrer verschiedener Fachrichtungen online zur Verfügung, die ausgedruckt und auch in Schulen ohne Internetzugang genutzt werden können, zunächst in Südafrika, Nigeria und Tansania.
In einem anderen Fallbeispiel hat die computerwissenschaftliche Abteilung der Universität von Botswana einen Forschungszuschuss gewonnen, zur Erforschung der neuesten kabellosen und mobilen Technologien. Diese sollen helfen, infrastrukturell schlecht gestellten Gemeinschaften Informationen im Gesundheits- und Bildungswesen zugänglich zu machen.
Um umfangreiche länderübergreifende Projekte in Gang zu bringen, sind letztlich verbindliche bildungspolitische Entscheidungen und Zugeständnisse sowie die effektive Kooperation mit all denen nötig, die an der Umsetzung beteiligt sind.
Was die eLearning Konferenz leisten kann
Welchen Beitrag soll die Konferenz hierzu leisten? Im besten Fall werden nationale und internationale Entscheider aus Politik und Wirtschaft unter den Teilnehmern sein, dazu gesellschaftlich relevante Akteure wie NGOs, diverse Initiativen und Radiosender, IUK-Fachleute, Lehrkräfte, Bibliothekare ebenso wie die eigentlichen Anwender – Schüler und Studenten – um im konstruktiven Diskurs weitere Schritte für eine Verbesserung der quantitativen und qualitativen Ausbreitung der IUK-Medien zu beschließen, insbesondere an Schulen und Universitäten, sowie deren Anwendung durch die Schulung von Lehrpersonal.
Im Juni werden die Ergebnisse vorliegen und unter www.elearning-africa.com veröffentlicht. Man darf gespannt sein, wessen Interessen diese gerecht werden, ob sich einzelne starke Akteure mit ihren Konzeptionen durchsetzen, oder ob im Sinne der afrikanischen Gesellschaften diskursiv entstandene Entscheidungen zur geplanten Umsetzung der wesentlichen Ziele führen werden, nämlich tatsächlich Infrastrukturen und Kapazitäten zu schaffen und zu fördern.
Es bleibt zu hoffen, dass Investoren, private Geldgeber und Projektinitiatoren wie internationale Organisationen, die in die Potentiale dieses Kontinents investieren, immer auch im Interesse menschlicher Belange und vorausschauend zugunsten des Entwicklungsbedarfs der afrikanischen Gesellschaften handeln. Dieses Handeln sollte nachhaltig sein und nicht nur aufgrund bloßer Investment- und Imageinteressen geschehen, die oft aus einer derzeitigen Trenderscheinung resultieren, unter dem Deckmantel einer so genannten moralischen Verpflichtung, und die wenig mit nachhaltigen Konzepten und über Pilotprojekte hinausgehenden Lösungen zu tun haben.
Details zur Konferenz sind nachzulesen unter www.elearning-africa.com. Das Konferenzprogramm ist unter http://www.elearning-africa.com/pdf/programme/programme.pdf verfügbar.
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