Letzte Ölung
Yes Men sorgen für Skandal auf der Gas & Oil Expo
Thomas Pany
Wenn es um Exxon und um die amerikanische Regierung geht, sind die Erwartungen immer besonders hoch: kritische Menschen argwöhnen die nächste Schweinerei; Geschäftsleute hoffen dagegen auf eine Vision mit garantierter Rendite. Das 300 Mann starke Branchenpublikum, welches 45 Dollar bezahlte, um auf der kanadischen Gas & Oil-Messe ( GO-Expo) die programmatische Rede (1) eines Repräsentanten des amerikanischen National Petroleum Council (2) zu hören, hoffte, so berichten die Zeitungen, auf die gute Vision und hielt trotz der “unprofessionell wirkenden PowerPoint-Präsentation” (3) damit durch, bis die Kerze des “Exxon-Hausmeisters” angezündet wurde. Im Oktober 2005 soll der amerikanische Energieminister Samuel W. Bodmann (4) den Chef von ExxonMobil Lee Raymond, zugleich Vorsitzender des National Petroleum Council (NPC), um eine Studie gebeten haben, die Global Oil and Gas Study. Sie soll (5) die amerikanische Regierung mit Empfehlungen versorgen für die langfristige Ausrichtung ihrer Energiepolitik bis zum Jahr 2025. Da die Organisatoren für den gestrigen Empfang (6) auf der Ölmesse im kanadischen Calgary einen “special advisor” der NPC angekündigt hatten und Spekulationen über “wichtige politische Bekanntmachungen” (7) durchsickerten, war das Fachpublikum sehr gespannt auf die Äußerungen von Shepard Wolff, dem NPC-Vertreter, und Florian Osenberg von Exxon. Schon der Auftakt war spektakulär: Wolff kündigte an, dass die USA den Anteil von Rohöl, den man aus den Ölsandfeldern in Kanada bezieht, in den nächsten Jahren um das Fünffache steigern wolle. Bislang galt das als unmöglich. Der Vortrag von Wolff strapazierte das gewohnte Realitätsverständnis der Anwesenden aber noch um einige “Drills” weiter. Die gegenwärtige Energiepolitik Kanadas und der USA, so der NPC-Vertreter, würde, wie man gerade an der aufwändigen umweltschädigenden Öl-Förderung aus den Sandfeldern in Alberta sehen könnte, die “Möglichkeiten größter globaler Katastrophen” erhöhen. Aber man habe eine Rettungsmöglichkeit für das “worst case scenario” gefunden, durch welche sicher gestellt sei, dass das Öl weiter fließe: die Umwandlung von Milliarden von Menschen, die sterben, in Öl. (mehr…)
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