Deutschlands Bürger und die Machtpolitik
Zivilgesellschaftliches Engagement kann ein Gegengewicht und Quelle direkter Demokratie sein
Hatte sich schon der schuldig gemacht, der vor dem 30. Januar 1933 nicht alles daran gesetzt hatte, eine Machtübernahme der Nationalsozialisten zu verhindern? Hatte sich der schuldig gemacht, der in Deutschland blieb und keinen aktiven Widerstand leistete? Oder war nur der schuld, der sich aktiv an den Verbrechen des Regimes beteiligt hatte? Und wie steht es mit den Kräften, die sich zwar selbst die Hände nicht schmutzig machten, aber ein grosses Interesse daran hatten und auch einiges dafür getan haben, dass die Nationalsozialisten die Macht erringen und ihr Programm der Zerstörung umsetzen konnten?
Oder ist es sinnvoller, nicht die Schuldfrage ins Zentrum zu rücken, sondern die Suche nach den mitmenschlichen Kräften im Menschen, auch wenn sie sich schuldig gemacht haben? Der deutsche Schriftsteller Carl Zuckmayer hat das getan. Seine Berichte über die Deutschen und Deutschland, die er im Auftrag der US-Regierung während und nach dem Krieg anfertigen musste und die erst vor ein paar Jahren einer grösseren Öffentlichkeit zugänglich wurden (Geheimreport, 2002, ISBN 3-89244-599-0; Deutschlandbericht, 2004, ISBN 3-89244-771-3), lagen quer zur nach dem Krieg verbreiteten Sicht.
Aber man muss auch bedenken: Welche Gefahren bestehen, wenn man sich auf das «Gute im Menschen» konzentriert und Teile der Wirklichkeit ausblendet? Vor allem dann, wenn die «Schuldigen» ihre Schuld nicht sehen oder nicht sehen wollen. (mehr…)
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