Tricksen und täuschen
Angela Merkels Klimaschutz
Von Wolfgang Pomrehn
Eines muß man der Kanzlerin und ihrem Stab lassen: Das Stück, das sie diese Woche auf der Brüsseler Bühne mit tatkräftiger Hilfe aus einigen anderen EU-Hauptstädten aufführten, war aufwendig ausgestattet, gut durchgeplant und hat den gewünschten Eindruck beim Publikum hinterlassen: Angela Merkel steht als Heldin des Klimaschutzes da, das Wahlvolk ist fürs erste beruhigt, und die deutsche Industrie hat – trotz lautem Geschrei aus der Zentrale des BDI – nichts weiter zu befürchten. Beigetragen hat zum Erfolg der Inszenierung nicht unwesentlich das hiesige Pressecorps, dem offensichtlich die Kenntnis der Prozentrechnung abgeht.
Merkel hat sich also mit ihrem »ambitionierten« Klimaschutzziel durchgesetzt. Die EU will bis 2020 ihre Treibhausgasemissionen um 20 Prozent reduzieren, aber natürlich nicht gegenüber dem Ist-Zustand von 2007, sondern gemessen am Niveau von 1990. Genau dort liegt der Hase im Pfeffer. (mehr…)
Profite im Treibhaus
Klimaschutzbericht der Vereinten Nationen geht von dramatischer Erderwärmung in den nächsten Jahrzehnten aus. Verursacher machen Rekordgewinne
Von Wolfgang Pomrehn
Wer noch eine Bestätigung gebraucht hat, bekam sie am Freitag. In Paris stellten Wissenschaftler den ersten Teil eines neuen Klimaberichts der Vereinten Nationen vor. Demnach wird in den kommenden Jahrzehnten das Fieberthermometer des Planeten weiter nach oben klettern. Die entscheidende Frage ist allerdings, wie stark der Klimawandel ausfallen wird.
Kann das Steuer noch herumgerissen und der Treibhausgas-Ausstoß drastisch reduziert werden, dann läßt sich der Anstieg bis zum Ende dieses Jahrhunderts auf ein bis 2,7 Grad beschränken. Schon das kann jedoch jenseits dessen sein, was für Landwirtschaft, Fischerei und Küstenbewohner gerade noch erträglich ist. Ganz dick wird es aber kommen, wenn einfach so weiter wie bisher gewirtschaftet wird. Für den Business-as-usual-Fall gehen die Prognosen auf Grundlage der verschiedenen Computersimulationen von 2,4 bis 6,3 Grad Anstieg in den kommenden 90 Jahren aus. (mehr…)
Die Zeit rennt davon
Wolfgang Pomrehn
Mit gezielter und massiver Förderung von Energieeffizienz und regenerativen Energiequellen kann der Klimawandel aufgehalten werden, doch es bleiben nur wenige Jahre, um eine entsprechende Politik einzuleiten.
Erneuerbare Energien können bis zum Jahre 2050 die Hälfte des Weltenergiebedarfs decken. Das ist das Ergebnis einer umfassenden Studie, die die Umweltschutzorganisation Greenpeace und der europäische Dachverband der Erneuerbare-Energie-Industrie (EREC) vergangene Woche vorgestellt haben. Die Autoren der Studie, die im Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Luft- und Raumfahrttechnik in München erstellt wurde, warnen jedoch, dass die Weichen in den nächsten zehn Jahren gestellt werden müssen, damit das ehrgeizige Ziel erreicht werden kann. (mehr…)
Schönes Wetter heute
Hans Thie
Keine Umwege
EINZIGER AUSWEG AUS DEM KLIMAWANDEL - Erneuerbare Energien ohne Wenn und Aber
Selbst in London und wohl auch in Washington beginnt man zu erkennen, dass der Klimawandel kein mysteriöses Ereignis der Natur ist, sondern Konsequenz einer Wirtschaftsweise, die mit dem Feuer spielt. Der für die britische Regierung verfasste Bericht von Sir Nicholas Stern, der vor einer weltweiten Rezession warnt, lässt die Zweifler verstummen, die noch vor kurzem von unbewiesenen Hypothesen sprachen. Der globale, von Menschen gemachte Klimawandel ist eine Realität, die fast alles verändern wird - dieser ersten Lektion energetischer Alphabetisierung kann sich niemand mehr entziehen.
Völlig ungewiss ist dagegen, ob und wann die nun eigentlich fällige zweite folgen wird: Absoluter Vorrang für erneuerbare, emissionsfreie oder zumindest CO2 neutrale Energiequellen und Herabstufung des fossilen Systems zu einem Auslaufmodell. In allen energiepolitischen Entscheidungen Sonne, Wind, Erdwärme und Biomasse als anzustrebenden Normalfall zu setzen und jede neue Investition in Kohle, Öl und Erdgas unter strikten Rechtfertigungszwang zu stellen, wäre die Schlussfolgerung, die allerdings im Moment noch niemand regierungsamtlich auszusprechen wagt. Ermuntert vom Stern-Report spricht Umweltminister Gabriel von einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts, der für eine Energiewende zu reservieren wäre, von einer Effizienzrevolution und von einem ökologischen New Deal, der allerdings bei ihm merkwürdig unbestimmt bleibt. Dem schwedischen Beispiel folgend ließe sich dieser Deal ohne weiteres präzisieren: Abschied von den Klimakillern als verbindliches nationales Ziel. (mehr…)